Schlussrechnung VOB/B: Wichtige Tipps zum Abrechnen mit Nachunternehmern

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Jan Hoffmann
November 11, 2024
Bauleiter bei Baustellenbegehung

Zusammenfassung

Wir betrachten in diesem Artikel, was eine Schlussrechnung genau ist, wieso eine sorgfältige Planung und Durchführung der Schlussrechnung so wichtig ist, wie sie in der Praxis umgesetzt wird und welche wichtigen Punkte Auftraggeber und Auftragnehmer beachten sollten um das Bauprojekt erfolgreich abzuschließen.

Schlussrechnung VOB/B: Wieso ist sie so wichtig im Handwerk?

Die Schlussrechnung (Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen) ist die abschließende Rechnung, die nach Fertigstellung und Abnahme aller vereinbarten Leistungen gestellt wird. Sie stellt sicher, dass der finanzielle Abschluss eines Projekts transparent und vollständig dokumentiert ist und alle geleisteten Arbeiten sowie die bereits gezahlten Abschlagszahlungen berücksichtigt.

Durch die Schlussrechnung wird der Restbetrag ermittelt, den der Auftraggeber noch zu zahlen hat, womit das Projekt auch formal beendet ist. Mit der Begleichung dieser Rechnung beginnt die Gewährleistungsfrist, in der der Auftragnehmer für mögliche Mängel haftet, oft über zwei bis fünf Jahre.

Ein Hauptzweck der Schlussrechnung besteht darin, die finanzielle Abwicklung eines Auftrags vollständig zu dokumentieren und abschließend festzulegen. Für Auftraggeber und Nachunternehmer ist sie ein wichtiger Nachweis darüber, dass die im Bauvertrag vereinbarten Arbeiten ausgeführt wurden und dass alle Kosten ordnungsgemäß abgerechnet wurden.

Die Schlussrechnung ist also nicht nur ein Rechnungsdokument, sondern sichert Transparenz und Rechtssicherheit und dokumentiert den Abschluss des Projekts.

Best Practices bei der Erstellung und Prüfung der Schlussrechnung

Die Erstellung und Prüfung einer Schlussrechnung im Handwerk erfordert Sorgfalt, um Missverständnisse und Streitigkeiten zu vermeiden. Hier sind ein paar praktische Umsetzungsschritte und Hinweise die man auf jeden Fall beachten sollte:

Schritt 1: Vorbereitung der Schlussrechnung:
Die sorgfältige Vorbereitung umfasst das Sammeln aller Daten über erbrachte Leistungen und, falls vorhanden, Nachträge. Transparente Dokumentation ist der Schlüssel, um dem Auftraggeber eine nachvollziehbare Rechnung vorzulegen.Wichtiger Hinweis: Bei Pauschalverträgen sollten alle Leistungen enthalten sein, während bei Stundenverträgen detaillierte Arbeitsberichte und Materialnachweise erforderlich sind.

Schritt 2: Erstellung der Schlussrechnung:
Die Schlussrechnung muss bestimmte rechtliche Anforderungen erfüllen, die oft im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) und der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB/B) festgelegt sind:

  • Inhaltliche Anforderungen gemäß §14 VOB/B: Die Schlussrechnung sollte klar und strukturiert sein, sodass alle erbrachten Leistungen nachvollziehbar dokumentiert werden. Es müssen Leistungsnachweise wie Aufmaße, Mengenberechnungen und Lieferscheine beigefügt werden.
  • Formale Angaben: Die Schlussrechnung muss formale Daten wie Rechnungsnummer, Rechnungsdatum, Steuernummer oder Umsatzsteuer-Identifikationsnummer, sowie eine klare Beschreibung der einzelnen Leistungen mit Netto- und Bruttobeträgen enthalten.

Wichtiger Hinweis: Fehlerhafte oder unvollständige Schlussrechnungen können zu Verzögerungen bei der Zahlung und zu Missverständnissen führen.

Schritt 3: Prüf- und Zahlungsfristen:
Bei VOB/B-Verträgen hat der Auftraggeber 30 Tage Zeit, um die Schlussrechnung zu prüfen, oder 60 Tage, wenn dies vertraglich festgelegt wurde. Innerhalb dieser Frist kann der Auftraggeber schriftlich Einwände erheben, falls Unklarheiten oder Fehler auftreten.Bei festgestellten Mängeln kann der Auftraggeber den entsprechenden Betrag bis zur Mängelbehebung einbehalten. Dies schützt den Auftraggeber, bis alle Arbeiten mangelfrei abgeschlossen sind.Wichtiger Hinweis: Einbehalte für Mängel oder Sicherheitsleistungen müssen berücksichtigt werden, um potenzielle Gewährleistungsansprüche abzusichern.

Tipps und Empfehlungen zur Erstellung und Prüfung der Schlussrechnung

Um spätere Konflikte zu vermeiden und die Abwicklung reibungslos zu gestalten, sollten Auftraggeber und Nachunternehmer einige Punkte beachten:

Für Auftraggeber

  • Dokumentation: Sämtliche Verträge, Nachträge, Rechnungen und andere Dokumente sollten während des gesamten Projekts sorgfältig aufbewahrt werden, um die Schlussrechnung überprüfen zu können.
  • Schnelle Prüfung: Der Auftraggeber sollte die Rechnung zeitnah prüfen und bei Unklarheiten oder Mängeln den Auftragnehmer schnell informieren. Offene Kommunikation und schriftliche Dokumentation von Einwänden sind dabei hilfreich.
  • Zahlungsfristen einhalten: Eine pünktliche Zahlung sorgt für eine gute Zusammenarbeit und stärkt das Vertrauensverhältnis.

Für Nachunternehmer

  • Sorgfältige Dokumentation: Ein Bautagebuch oder eine Fotodokumentation helfen, den Baufortschritt festzuhalten und erleichtern die Erstellung einer korrekten Schlussrechnung. So können erbrachte Leistungen leicht nachgewiesen werden.
  • Vorbereitung der Schlussrechnung: Ein Soll-Ist-Vergleich über den gesamten Projektverlauf hilft, die erbrachten Leistungen korrekt abzurechnen und eventuelle Zusatzleistungen aufzulisten.

Durch das Beachten dieser Empfehlungen schaffen beide Seiten eine Grundlage für eine transparente und rechtskonforme Schlussrechnung, die eine ordnungsgemäße Projektabwicklung garantiert.

Die Fristen für die Schlussrechnung nach VOB/B

Die Fristen für die Schlussrechnung nach VOB/B sind ein wesentlicher Bestandteil der finanziellen Abwicklung eines Bauprojektes und entscheidend für die rechtzeitige Schlusszahlung. Sie gewährleisten, dass die Bauleistungen des Auftragnehmers transparent und gemäß den vertraglichen Vereinbarungen abgerechnet werden.

Die folgenden Fristen ergeben sich aus § 14 VOB/B für die Schlussrechnung:

  • Bei einer Ausführungsfrist von bis zu 3 Monaten: Schlussrechnung spätestens 12 Werktage nach Fertigstellung einreichen.
  • Für jede weiteren 3 Monate Ausführungsfrist: Fristverlängerung um 6 Werktage.
  • Abweichende Vereinbarungen sind möglich.

Mögliche Probleme und Streitigkeiten bei Schlussrechnungen

Bauprojekte sind komplexe Vorhaben, die nicht nur technisches Know-how, sondern auch eine präzise rechtliche und finanzielle Abwicklung erfordern. Durch den hohen finanziellen Einsatz und umfangreiche vertragliche Regelungen entstehen oft Konflikte, besonders bei der Schlussabrechnung. Die häufigsten Ursachen für Probleme sind:

  • Rechnungsverzögerungen: Schlussrechnungen werden nicht fristgerecht eingereicht.
  • Mangelnde Prüfbarkeit: Unklare oder unvollständige Rechnungsdokumentationen erschweren die Nachvollziehbarkeit.
  • Inhaltliche Unstimmigkeiten: Differenzen bei Mengenangaben oder erbrachten Leistungen.
  • Zahlungsverzögerungen: Zahlungen erfolgen nicht innerhalb der vertraglich festgelegten Fristen.

Rechnungsverzug und seine Konsequenzen

Nach Projektabschluss sind Auftragnehmer verpflichtet, die Schlussrechnung innerhalb der definierten Fristen zu erstellen. Bei Verstößen gegen diese Vorgabe:

  • Kann eine Nachfrist gewährt werden, um die Rechnung nachzureichen.
  • Hat der Auftraggeber das Recht, eine Ersatzrechnung auf Kosten des Auftragnehmers erstellen zu lassen, falls dieser nicht handelt.

Prüfbarkeit der Rechnung

Oft werden Rechnungen rechtzeitig eingereicht, weisen aber Mängel in der Prüfbarkeit auf, wie:

  • Unvollständige Dokumentation: Fehlende Nachweise wie Aufmaße oder Lieferscheine.
  • Fehlende Leistungsnachweise: Erbrachte Arbeiten sind nicht ausreichend belegt.
  • Nicht zuordenbare Positionen: Einzelne Posten lassen sich nicht eindeutig einem Vertragsbestandteil zuordnen.

Pflichten des Auftraggebers:
Mängel müssen schriftlich und detailliert reklamiert werden. Solange die Rechnung nicht prüfbar ist, darf der Auftraggeber Zahlungen vorübergehend zurückhalten.

Umgang mit Rechnungsproblemen

Unstimmigkeiten können verschiedene Ursachen haben. Es ist entscheidend, zwischen folgenden Fällen zu unterscheiden:

  • Grundsätzliche Nicht-Prüfbarkeit: Fehlende Nachweise oder unklare Rechnungsstruktur.
  • Inhaltliche Unstimmigkeiten: Streitigkeiten über Mengen, Preise oder Zusatzleistungen.

Bei inhaltlichen Differenzen müssen unbestrittene Leistungen dennoch bezahlt werden. Abschlagszahlungen sollten umgehend erfolgen, um Konflikte nicht zu verschärfen.

Zahlungsverzug und Vorgehen

Zahlungsverzug ist ein kritisches Thema bei Bauprojekten. Dieser ist nur bei gravierenden Mängeln gerechtfertigt. Folgende Maßnahmen sind einzuhalten:

  1. Schriftliche Mahnungen: Auftraggeber müssen über offene Beträge informiert werden.
  2. Angemessene Nachfristen: Fristen müssen gesetzt werden, um dem Auftraggeber Handlungsspielraum zu geben.
  3. Verzugszinsen: Laut BGB können Verzugszinsen geltend gemacht werden (9 % über dem Basiszinssatz).

Vermeidungsstrategien

Die beste Methode zur Konfliktvermeidung ist eine sorgfältige Dokumentation und Kommunikation während des gesamten Projekts. Essentielle Maßnahmen sind:

  • Maximale Transparenz: Regelmäßige Updates und klare Kommunikation über erbrachte Leistungen.
  • Lückenlose Baudokumentation: Detaillierte Aufzeichnungen über Fortschritte und Abweichungen.
  • Präzise Teilzahlungen: Korrekte und nachvollziehbare Abschlagsrechnungen.
  • Bautagebuch: Ein vollständig geführtes Bautagebuch sichert Nachweise und beugt Streitigkeiten vor.

Ergebnis: Je detaillierter und transparenter die Abwicklung, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit späterer Streitigkeiten. Präventive Maßnahmen sparen Zeit, Geld und erhalten die Geschäftsbeziehung.

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